Nachdem ich jetzt eine Woche lang nichts geschrieben habe, dachte ich es wird mal wieder Zeit für ein kleines Update. Letztes Wochenende war ja bekanntlich Ostern. Hier in den USA ist lediglich der Karfreitag ein arbeitsfreier Feiertag. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht kenne, heißt der Karfreitag hier Good Friday, was auch immer daran so gut sein soll. Das Wochenende war etwas langweilig, weil es gleichzeitig auch ein Motorsport-freies Wochenende war. Am Freitag hatten trotz Feiertag die meisten Geschäft offen und so habe ich mich zum Ikea um die Ecke begeben um noch ein paar Sachen die ich hier vermisst habe zu besorgen. Der Ikea hier unterscheidet sich in keiner weiße von dem Ikea in Deutschland.
Am Samstag war ich dann etwas die nördlichere Gegend hier erkunden und bin ca. 40 Meilen nach Norden gefahren und hab einige Seen gefunden, die aber leider teilweise in privatem Besitz waren. Außerdem habe ich meine ersten Erfahrungen an der Tankstelle hier gemacht. Es gibt hier 2 Möglichkeiten beim Tanken: Entweder man steckt zuerst seine Kreditkarte in die Zapfsäule um zu zahlen oder man geht erst in die Tankstelle rein und zahlt dort und tankt danach für den Betrag den man vorher gezahlt hat. Ich habe natürlich zuerst versucht mit meiner Visa-Karte zu zahlen, da hat mich aber der Automat nach der Postleitzahl gefragt. Da ich eine Visa-Karte von einer deutschen Bank habe, hat der Automat rumgezickt. Nachdem der 2. Versuch misslang die PLZ einzugeben kam die Verkäuferin raus und hat mir erklärt dass es unter Umständen mit ausländischen Karten nicht geht. Also bin ich rein habe zuerst gezahlt und dann getankt. Auf meiner Tour habe ich außerdem noch 2 Aldi gefunden.
Am Montag durfte ich ja dann endlich wieder arbeiten und hatte somit eine Beschäftigung. Wie jeden Montag fand um 8 Uhr das Meeting des gesamten Engine-Shops statt. Der Engine-Shop ist die Abteilung in der ich Arbeite. Dort werden die Motoren weiter entwickelt, verbessert, geprüft, zusammengebaut und modifiziert. In dem Meeting wird normal das letzte Wochenende analysiert und nicht rekonstruiert, wie es bei manchen anderen Sonntagsabends oder auch Montagmorgens abläuft. Da aber, wie schon erwähnt, kein Rennen am vergangen Wochenende war, verlief das Meeting ziemlich kurz. Lediglich die Test-Termine und die Termine bis wann welche Motoren fertiggestellt sein müssen wurde kurz durchgesprochen. Dann noch kurz, wie üblich, die Geburtstage dieser Woche erwähnt und auch welche Mitarbeiter im Urlaub sind und wer neu hinzugekommen ist. Dort wurde ich dann kurz erwähnt, was ich hier mache und wie lange ich hier bin.
Nach dem Meeting wurde ich von Ashley in die Bedienung der Rapid-Prototyping-Maschinen eingeführt, da sie nächste Woche für eine Woche auf die Bahamas in Urlaub geht. Außerdem haben wir den restlichen Tag damit verbracht die fertig geplotteten Teile zu reinigen und fertigzustellen. Die Teile müssen wenn sie aus der Maschine kommen (je nach Verfahren) noch mehrere Schritte durchlaufen um fertiggestellt zu werden. Nachdem alle Teile fertiggestellt wurden, wurden sie auch noch gleich ausgeliefert. Einige davon mussten zum Car-Shop rüber gebracht werden. Im Car-Shop werden die Autos für die Rennen zusammengebaut, die Rahmen geschweißt und lackiert und die Trucks beladen.
Am Dienstag bekam ich den Auftrag von Tad den Test-Motor, an dem neue Teile angebracht werden um zu testen ob dies überhaupt möglich ist oder ob sie mit anderen Teilen kollidieren, auf den aktuellen Stand umzubauen. Der Motor war noch auf dem Stand vom letzten Jahr, also mit Vergaser und noch nicht mit dem neuen EFI-System (electronic fuel injection). Als erstes haben wir aber das Engineering-Lab aufgeräumt, in dem der Motor steht. Da sah es etwa so aus wie auf meinem Schreibtisch daheim, nur das ich dieses mal absolut unschuldig war. Die Aufräumaktion hat aber gut 3h in Anspruch genommen. Beim Aufräumen haben wir einige der Teile die erst einmal nicht mehr benötigt werden oder einfach nur nicht oft benötigt werden in Kisten gepackt und in den Raum über dem Lab gebracht. Da es aber keine Treppe in den Raum gibt und wir somit alles per Leiter hoch schleppen hätten müssen, kam Nathan mit dem Gabelstapler an. So konnte Tad oben die Kisten in Empfang nehmen, ich sie unten auf den Stapler Laden und Nathan dann hoch fahren. Ich sollte ihn außerdem dirigieren wie viel Platz er noch nach vorne hat, weil da noch eine Drehbank im Weg stand. Als ich ihm sagte dass er noch gut 20cm vor fahren kann hat er mich nur total empört angeschaut und gemeint: „Was zur Hölle sind 20cm.“ Natürlich wusste er genau wie viel 20cm sind, aber hat das mit Absicht gemeint. Ich hab ihm dann gesagt, dass ich mir einfach mit den Inch- und Fuß-Einheiten noch nicht wirklich was darunter vorstellen kann und andernfalls immer alles umrechnen muss. Er meinte dann darauf nur: „Du kannst ruhig sagen dass wir Amerikaner blöd sind.“ Die ganze Diskussion war total ernsthaft und die beiden anderen die noch dabei standen und zugesehen haben und immer nur super Kommentare losgelassen haben, haben sich nur totgelacht.
Nachdem dann endlich das Engineering-Lab aufgeräumt war konnte ich auch endlich beginnen den alten Motor komplett zu zerlegen. Ich hätte eigentlich nicht alles auseinander nehmen müssen, aber Tad meinte dass das besser sei, weil ich dann gleich lerne wo welches Teil hingehört. Zusammenbauzeichnungen habe ich nur von den neuen Teilen bekommen weil ich die erst im Lager noch suchen musste. Da es so viele Teile waren und ich teilweise die Zeichnungen erst noch weiter am PC zerlegen musste, habe ich den restlichen Tag und 2h des nächsten Tages im Lager verbracht. Bis der Motor dann wieder zusammengebaut war, war auch der Mittwoch vorüber.
Heute habe ich dann den Tag mit Festigkeitsuntersuchungen von Schrauben zugebracht. Einige der verbauten Schrauben werden auf ihr Dehnverhalten beim Anziehen mit einem gewissen Drehmoment untersucht. Da gleich beim ersten Test die Werte sich gravierend von den Tests die Ashley letzte Woche durchgeführt hat, unterschieden haben, haben wir beschlossen den kompletten Test noch einmal durchzuführen, d.h. zuerst wurden die Schrauben mit einem beliebig hohem Drehmoment angezogen wobei die Zugkraft die sie beim Anziehen erzeugen gemessen wurde. Alle 1000 lb wurde dann die Länge bzw. die Längenänderung der Schraube gemessen. Bei den ersten beiden Schrauben waren die Werte wie erwartet und sehr gleichmäßig. Allerdings waren die Werte bei der 3. Schraube eine Katastrophe, weshalb wir noch eine 4. getestet haben bei der dann wieder alles in Ordnung war. Am Ende wurden dann noch ein paar Rechnungen in Excel durchgeführt um dann die Festigkeit der Schraube zu bestimmen. Für die die es interessiert: Die Schraube hat eine Zugfestigkeit von 1450MPa. Ich musste diesen Wert natürlich wieder erst umrechnen, weil ich mit unter 213000 Psi wieder nichts vorstellen konnte.
Außerdem habe ich heute das Ticket fürs Wochenendprogramm bekommen: Drag-Racing. Direkt neben dem Oval in Charlotte, dass ca. 1 Meile von der Firma weg ist, ist eine 1/4-Meile Strecke fürs Drag-Racing. Hier gibt es eine richtige Rennserie, die NHRA, die immerhin 23 Rennen pro Saison hat. Ich wurde letzten Freitag als wir auf dem Weg zum Mittagessen waren und an der Strecke vorbei gekommen sind, gefragt ob ich schonmal beim Drag-Racing war. Ich musste dann erst einmal wieder erklären das Drag-Racing, wie es hier in der Form stattfindet, in Deutschland ziemlich unbekannt ist. Als wir vom Essen zurück kamen, kam zufällig Jim, mein Supervisor, vorbei und hat gefragt wer alles nächste Woche zum Drag-Racing will, weil er bekommt Karten für die Suite. So eine Frage muss man bei mir nicht 2x stellen. Ich werde dann am Sonntag berichten wie es war.
Außerdem musste ich auf dem Heimweg wieder tanken. Ich weiß inzwischen (durch eigene Messung) das mein Fahrzeug 14 Liter/100km schluckt. Dieses Mal hat es auch mit dem direkten Zahlen mit der Visa-Karte an der Zapfsäule geklappt. Vielleicht lag es das letzte Mal einfach nur an BP. Ich muss schon sagen dass hier tanken noch echt Spaß macht. Wenn man seinen Tank randvoll füllt (es gingen heute genau 20 Gallonen = 75,7 Liter rein) und dafür umgerechnet ~55€ zahlt ist das schon schön. Da macht es auch nichts, dass das Auto 14 Liter braucht.