Eigentlich habe ich ja in dem letzten Blog-Eintrag versprochen wieder öfter etwas zu schreiben, aber jetzt sind wieder 3 Wochen wie im Flug vergangen und natürlich ist wieder eine Menge passiert. Im Moment sitze ich mal wieder am Flughafen und warte auf meinen Flug der mich zurück nach Charlotte bringt. Aber erst einmal von ganz vorne.
In den letzten 3 Wochen ging es an allen Fronten ziemlich Rund. Nachdem uns in Talladega gleich 2 Motoren auf Grund von defekten Ölpumpen um die Ohren geflogen sind, war die Woche danach viel Trouble. Zuerst wurde mal wieder vermutet, dass die Ölpumpen auf Grund von schwimmenden Lagern, die sich dann auf Grund von Reibung zu stark ausdehnen und dann anfangen zu klemmen, kaputt gegangen sind. Allerdings stellte sich nach kurzer Zeit heraus, dass es wohl an der Riemenspannung liegt. Die Riemen werden beim Zusammenbau der Motoren gespannt und die Spannkraft mit einem Frequenz-Messgerät gemessen (ähnlich wie bei einer Gitarrensaite), allerdings werden auf den Events, wenn etwas an den Motoren gewechselt wird und der Riemen neu gespannt wird, das ganze nur Pi mal Daumen gemacht. Also war mein Auftrag am Anfang der Woche eine Möglichkeit zu finden mit der einfach die Riemenspannung auf dem Event untersucht bzw. überprüft werden kann. Das Problem ist nämlich, dass wenn die Riemen zu stark gespannt werden, dass dann die Lager im statischen Zustand überlasten und somit beschädigt werden, bei einer dynamischen Belastung versagen die Lager dann komplett. Wir haben nun das Problem zwar noch nicht 100% aus der Welt geschafft, aber wenigstens im Griff.
Am Wochenende darauf war dann das Rennen in Darlington angesagt und dort konnten wir dann endlich den lang ersehnten 200. Sieg feiern. Seit 16 Rennen wartete die Mannschaft darauf und nun war es endlich so weit. Natürlich war die Stimmung am Montag dann sehr ausgelassen und es gab gleich mal morgens um 8 Uhr für jeden Champagner, wenn man wollte.
Am Sonntag war ich dann bei Wolfgangs Tochter auf der Graduations-Feier, die ihr Master-Studium abgeschlossen hat. Es war mal wieder schön Carol, seine Frau und auch Christine wieder zu treffen.
Dienstags bekam ich dann einen temporären Mitbewohner, namens Raul. Raul kommt ursprünglich aus Miami, Florida, studiert aber in Texas. Er ist über den Sommer in Charlotte, weil er an der Uni hier eine Art Praktikum macht. Raul reiste am gleichen Tag wie 2 seiner Kolleginnen an, die auf der Rückseite des Hauses wohnten. Sie halfen ihm beim ausladen seines Autos und so lernte ich sie auch gleich kennen. Linnea und Maggy fragten mich auch direkt aus und was ich hier eigentlich so mache. Als ich erwähnt habe das ich bei HMS arbeite wurde ich gleich gefragt ob sie mich mal besuchen kommen können und die Firma anschauen können. Linnea ist sehr Motorsport begeistert und Maggy weiß, auf Grund ihres Vaters und Stiefvaters, worum es geht. Als ich am Tag darauf dann noch genügend Tickets für alle für das Truck-Rennen (ein kleinere Nascar-Serie) am folgenden Freitag bekommen habe, waren sie natürlich sehr begeistert davon.
Am Mittwoch fand in der Firma dann eine Art healthy-living Veranstaltung statt. Es war mal interessant zu sehen was die Amerikaner als gesunder Lebensstil bezeichneten. Man konnte sich an unterschiedlichen Stationen über verschiedene Sachen wie: Augenkrankheiten, Herzinfarkt- und Schlaganfallrisikominimierung oder allgemeine Ernährungstipps informieren. Bei dem Stand eines Fitness-Studios konnte man sein Körperfett messen lassen. Mein Messergebnis stellte einen Rekord an dem Tag auf. Mit unter 8% lag mein Körperfettanteil unterhalb des normalen, obwohl ich seit dem ich hier bin (laut der Waage hier) schon 5kg zugenommen habe.
Am Donnerstag war ich dann abends mit den anderen Abendessen. Es war ein ziemlich lustiger Abend und so konnten wir die Unterschiede zwischen dem deutschen und amerikanischen Lebensstil diskutieren.
Wie schon angekündigt waren wir dann am Freitagabend am Charlotte Motorspeedway um das Truck-Rennen zu verfolgen. Natürlich ist es etwas langweilig wenn man keinen der Fahrer kennt, aber Maggy hat sich da einen ganz guten Trick ausgedacht: Einfach einen Fahrer, bzw. eine Startnummer auswählen und den anfeuern. Das klappt dann auch ganz gut. Zur Hälfte des Rennens musste ich mal mein Pitlane&Paddock Ticket ausprobieren was eigentlich für das All-Star Rennen am nächsten Tag war, aber auch schon am Freitag gültig war. So konnte ich schon ein paar gute Positionen zum fotografieren raus suchen, auch wenn ich sie am nächsten Tag nicht benutzt habe. Für ein Truck-Rennen, die normal immer im Rahmen der Sprint-Cup Rennen stattfinden war das Rennen sogar sehr gut besucht, dass kann natürlich auch sein weil viele der Race-Shops hier sind und viele Mitarbeiter dann kostenlos Tickets bekommen haben.
Am nächsten Tag war dann das Hauptrennen, das NASCAR All-Star Race. Davor hat mich Tad aber noch zum Tailgating eingeladen. Tailgating umschreibt ganz schön: BBQ und sich betrinken auf dem Parkplatz vor der Strecke. So trafen wir uns gegen 13 Uhr bei ca. 32°C im Schatten. Von ihm waren noch einige Familienmitglieder und Freunde da. Später ist noch Alex mit Anhang hinzugestoßen. Alles in allem eine sehr lustige Veranstaltung, aber kein vergleich zu den 4 Tagen Tailgating am Nürburgring vor dem 24h Rennen. Gegen 18:30 bin ich dann mit Alex ins Fahrerlager gegangen, weil die anderen Tribünenkarten hatten und somit nicht ins Fahrerlager durften. Um halb 8 ging dann das Shoot-out los. Beim Shoot-out treten die 23 Fahrer an, die sich nicht direkt fürs Hauptrennen qualifiziert haben. Von uns war das lediglich Dale Earnhardt jr. Die ersten beiden Fahrer des 40 Runden langen Shoot-out Rennens dürfen dann an dem Hauptrennen teilnehmen. Für das Hauptrennen qualifizierte sich neben Earnhardt auch noch AJ Allmerdinger. Ich habe am Anfang des Rennens wieder die Position auf dem Dach eines der Gebäude bezogen, die ich am Tag zuvor ausfindig gemacht habe, wurde aber nach ca. 10 Minuten von dort vertrieben, weil ich nicht das notwenige Ticket dafür hatte. Somit habe ich mich dann in der Boxengasse an eine nicht benutze Box gestellt. Während des All-Star Rennens gesellten sich immer wieder auch Fotografen mit Media-Weste und auch andere Zuschauer zu meiner Position. Alle 5-10 Minuten kam dann wieder ein Security und hat dann alle, außer den Leuten mit Media-Weste und mich (warum auch immer), von dort vertrieben. Weitere Bilder vom All-Star-Race.
Das ganze All-Star Race ist anders aufgebaut wie die normalen Rennen, deshalb gehört es auch nicht offiziell zur Meisterschaft. Das Hauptrennen wird in 5 Segmenten gefahren. 4 Segmente zu á 20 Runden, nach 20 Runden dann eine Saftey-Car Phase um das Feld wieder zusammen zu rücken. In den Saftey-Car Phasen müssen alle Fahrer zum Boxenstopp kommen. Jeweils der erste eines solchen Segments darf im letzten Segment, einem 10 Runden Sprint, von ganz vorne starten. Da Jimmy Johnson sich gleich im ersten Segment einen dieser 4 Plätze sicherte, konnte er die restlichen 60 Runden materialschonend hinterher fahren. Nach einem hervorragenden letzten Segment sicherte sich JJ den Sieg und somit den 2. in Folge für uns. Für mich waren die 90 + 40 Runden genau richtig von der Länge. Es war kurz genug um die Spannung oben zu halten und lang genug um die Action mit zu bekommen. Nach dem Rennen war ich echt froh dass ich keine Zeit am darauf folgenden Wochenende hatte, denn da fand das Coca-Cola 600 (ein 600 Meilen oder 400 Runden Rennen) in Charlotte statt. Also eine sehr lange Angelegenheit. Für den Rückweg von der Strecke zu meinem Apartment brauchte ich dann auch „nur“ 1,5h auf Grund der guten Verkehrsführung der Sheriffs, 2 Autos von der einen Spur, 100 Autos von der anderen Spur. Wenigstens konnte ich endlich meinen SUV mit Allrad-Antrieb mal richtig ausnutzen und habe über eine Wiese, die ziemlich steil nach oben auf den Highway führte, eine Abkürzung genommen die mir sicher eine weitere halbe Stunde im Stau stehen erspart hat.
Am Montag bekam ich dann Besuch aus Deutschland für eine Woche, von daher ist nichts spannendes passiert. Am Samstag sind wir dann gemeinsam Richtung Washington DC aufgebrochen. Da die Fahrt nach Washington insgesamt 8h dauert haben wir beschlossen noch in Raleight (ca. 2,5h weg), das eh auf dem Weg liegt, zu halten und Carol noch zu besuchen. Mit ihr waren wir dann noch Mittagessen und sind dann gegen 2 Uhr weiter Richtung Washington gefahren. Da wir noch einen kleinen weiteren Zwischenstopp an einer Mall außerhalb von Washington einlegen mussten waren wir erst gegen 7 am Hotel. Das Hilton in dem wir residierten liegt nur ca. 5 Gehminuten vom Weißen Haus entfernt, also mitten in der Innenstadt. Dort angekommen bekamen wir ein kostenloses Upgrade zu einer Suite. Als wir vor der Tür standen machte uns der Namen „Senators Suite“ schon etwas stutzig, als aber unsere Karte dann tatsächlich funktionierte konnten wir die ca. 100 m² große Suite, mit 2 Bädern einem geräumigen Wohnzimmer, einem Esszimmer und einem Schlafzimmer bewundern. Das ganze befand sich im 14 Stockwerk und so konnte man aus dem einen Fenster sogar den Obelisk sehen. Das ganze kostet dann 50$/Person pro Nacht. Also ein echt gutes Angebot.
Washington ist für eine amerikanische Stadt etwas untypisch. Da es dort ein Gesetz gibt, dass es verbietet Häuser zu bauen die höher als das Capitol sind, fehlen dort die Wolkenkratzer. Die meisten Gebäude haben ca. 15 Stockwerke, also auch nicht niedrig, aber auch nicht so riesig wie normal. Es befinden sich hier auch hoch moderne Gebäude mit 15 Stockwerken direkt neben alten (aber schön renovierten) Gebäuden mit 2 Stockwerken. Das gibt der Stadt natürlich einen ganz eigenen Flair. Außerdem dominiert in der Innenstadt ein mächtiger Park an dessen Rändern sich das Weiße Haus, der Obelisk, das Capitol und das Franklin-Memorial befinden. Bei ca. 32°C im Schatten strengen allerdings Stadtbesichtigungen nach der Zeit ziemlich an. So haben wir uns dann am Sonntag gegen 16 Uhr wieder ins klimatisierte Zimmer zurück gezogen. So konnte ich dann auch gegen 18:30 den Anfang des Coca-Cola 600 verfolgen. Da wir um 20:30 eine Reservierung in einem Restaurant hatten musst ich das nicht all zu arg spannende Rennen unterbrechen. Nach dem Essen kamen wir rechtzeitig zurück um noch die letzten 50 Runden verfolgen zu können und so zu sehen wie Kasey Kahen bei seinem 300. Sprit-Cup Start für uns seinen ersten Sieg einfuhr. Somit haben wir jetzt die letzten 3 Rennen gewonnen.
Heute ist in Deutschland Pfingstmontag. In den USA ist dieses Jahr zufällig der Memorial-Day auf den gleichen Tag gefallen. Somit hatte ich da auch frei. Am morgen sind haben wir eine Bus-Tour in einem offenen Doppel-Deckerbus durch die Stadt gemacht und haben auf diese Weise auch andere Teile außer der Innenstadt gesehen. Im Regierungsviertel reihen sich viele Botschaften direkt aneinander.
Wie schon am Anfang erwähnt sitze ich am Flughafen. Inzwischen allerdings nicht mehr, allerdings habe ich mehr als die hälfte des Artikels am Flughafen geschrieben. Was man sich merken sollte, dass Zündkerzen im Handgepäck für aufsehen und ein kleines Chaos sorgen können. Jedenfalls wenn man sich selbst nicht mehr daran erinnert dass noch eine im Rucksack ist. Jedenfalls haben die Sicherheitsleute sich dieses mal auf meinen kleineren Rucksack (mit der Zündkerze drin) gestürzt und haben meine Fotosachen nicht noch mal extra sehen wollen.
Nach einem 3/4h Flug bin ich dann sicher in Charlotte gelandet. Es war mal schön das Oval, die Uni und die Skyline von oben zu sehen. Leider hatte ich keinen Fensterplatz und keinen Foto zur Hand. Vielleicht fliege ich ja noch mal von irgendwo nach Charlotte, dann werde ich sicher einen dabei haben.
Als ich daheim angekommen bin, ich hatte vor der Abreise nach Washington mein Auto am Flughafen geparkt, hing ein Zettel an meiner Tür der mir mitteilte das mein neues Apartment fertig sei und ich nun umziehen kann bzw. muss – bis zum nächsten Tag. Es gibt entspanntere Sachen als nach einem Tag auf Achse heim zu kommen und dann alles zusammen zu packen und umzuziehen. Das erzähle ich euch aber dann das nächste Mal.