Von Bergen, Bären und Franzosen…

Die Zeit vergeht wie im Flug. Schon wieder sind 3 Wochen um seit dem ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Inzwischen habe ich auch die Halbzeitmarke schon überschritten. Inzwischen sind 16 der 22 Wochen Praktikum und 26 Wochen Aufenthalt um. Zum ersten Mal hatten wir hier einen Feiertag den es in Deutschland nicht gibt: Den Independence Day am 4. Juli. Da der Tag dieses Jahr an einem Mittwoch war haben wir den aber einfach verschoben und haben am Feiertag gearbeitet und dafür Freitags ein verlängertes Wochenende gemacht. So etwas wäre glaube ich in Deutschland nicht so einfach möglich. Mir kam es jedenfalls entgegen, denn ein verlängertes Wochenende bringt mir mehr als ein Feiertag mitten in der Woche.

Ich habe jedenfalls den extra Tag am Wochenende genutzt und habe einen „kleinen“ Ausflug in die Blue Ridge Mountain gemacht. Zuerst habe ich mich ein paar Tage vorher bei Will (der alte Mitarbeiter aus einem meiner ersten Beiträge), unserem „Mountain Man“ informiert, denn er hat ein kleines Haus in den Bergen. Er hat mich dann auch gleich zu sich eingeladen. Sein Haus liegt etwa 30 Meilen südwestlich von Asheville. Bis dahin dauert es 3,5h, deshalb bin ich auch schon morgens um halb 8 hier aufgebrochen um gegen 11 dann da zu sein. Alles lief ohne großen Verkehr allerdings ist mir bei dem ersten wirklichen Aufstieg die Kühlwassertemperatur stark angestiegen. Vorsichtshalber habe ich die dann immer im Auge behalten und auch am Abend als der Motor kalt war etwas Wasser nachgefüllt um sicher zu gehen. Bis zu dem Abzweig der Straße die zu Will’s Haus führte, war die gesamte Strecke Interstate oder Highway von daher kein Problem. Will hat mir schon im voraus gesagt, dass ich ihn anrufen soll, wenn ich am Abzweig bin, damit er mich abholen kann. Nachdem er dann da war (er kam gerade vom fischen zurück) und wir uns auf den Weg zu seinem Haus gemacht haben wurde mir klar warum er mich abholen wollte. Der erste Kilometer war noch asphaltiert, aber dann ging es etwa 2 km eine geschotterte schmale und extrem steile Straße den Berg hoch. Ich konnte zum ersten mal froh sein dass ich ein Auto mit Allradantrieb hatte, weil ich glaube an ein paar stellen hätte man mit einem 2wd echte Probleme bekommen.

Oben angekommen hat er mir ein paar Sachen rund um sein Haus gezeigt, wo z.B. seine Quelle ist. Seine Frau war auch da, die nach einem leichten Schlaganfall etwas Probleme beim gehen hat, aber trotzdem ganz nett ist. Am Nachmittag bin ich dann mit Will’s Schwiegersohn und seinem Enkel (12 Jahre) zum Rafting gegangen. Es wäre sicher spannender gewesen wenn etwas mehr Wasser im Fluss gewesen wäre, so sind wir ab und zu in Stromschnellen aufgesessen. Aber trotzdem wurden wir manchmal ziemlich nass. Die Tour hat dann fast 3h gedauert und von da bin ich dann auch gleich Richtung Blue Ridge Parkway, eine ca. 800km lange Bergstraße quer durch die Blue Ridge Mountains, aufgebrochen um noch rechtzeitig am reservierten Campingplatz zu sein. Leider hatte sich auf dem Interstate ein Unfall bei starkem Regen ereignet und ich verlor durch den Stau noch etwa eine 3/4h. Bevor ich auf den Parkway abgebogen bin hab ich nochmal voll getankt, weil ich nicht wusste wie die Versorgung in den Bergen ist. Außerdem hab ich meine Kühlbox noch einmal mit frischem Eis versorgt. Als ich dann auf dem Parkway war, ist nach nicht einmal 5 Minuten der erste Bär vor mir aus dem Gebüsch gekommen und über die Straße gerannt und auf der anderen Seite wieder im Wald verschwunden. Da fragt man sich direkt noch mal ob die Idee mit dem Campen so gut ist und warum der Campingplatz ausgerechnet „Bear Den Campground“ heißen muss. 😀

Laut Navi hätte ich von Will’s Haus bis zum Campingplatz knapp über 2h brauchen dürfen, für die lediglich 80 Meilen. Das liegt aber daran dass auf dem Blue Ridge Parkway lediglich 45 Mph erlaubt sind. Am Ende habe ich knapp 4h gebraucht. Grund dafür war, dass ich erst einmal ca. 45 Minuten in dem Stau verloren habe und als nächstes weil man auf dem Parkway die maximal Geschwindigkeit von 45 Meilen nicht erreichen kann da die Straße sehr gewunden ist und auch meist stark Berg auf geht und ich wieder meine Wassertemperatur im Blick behalten musste. Als letzter Grund für die verlängerte Fahrzeit kam dann noch hinzu dass etwa alle 2 Meilen ein Parkplatz bzw. ein Aussichtspunkt ist und man von der Landschaft so fasziniert ist dass man an jedem Anhalten will. Am ersten Parkplatz wurde mir auch schnell klar warum die Berge Blue Ridge Mountain heißen. Ich habe dann nach Sonnenuntergang den Campingplatz erreicht, wobei der auch nicht einfach zu finden war, da er nicht ausgeschildert ist. So ein Zelt in der Dämmerung aufbauen ist gar nicht so toll und einfach wie es sich vielleicht anhört, vor allem wenn man das Zelt vorher noch nie aufgebaut hat. Der Campingplatz war jedenfalls typisch amerikanisch: Mitten im Wald, so das man seinen Nachbarn nicht sieht, jeder Platz ist mit Tisch und Bank sowie Grill ausgestattet.

Am nächsten Tag bin ich dann wieder 40km auf dem Parkway zurück gefahren um auf die Spitze des Mount Mitchell zu gelangen. Dieser ist der höchste Berg östlich des Missisippi und mit 2200m auch nur 700m niedriger als die Zugspitze. Auf dem Weg dorthin bin ich noch an einem Wasserfall vorbei gekommen zu dem man hin wandern konnte. Da ich nichts anderes geplant hatte, habe ich meinen Rucksack gepackt und mich auf den Weg zum Wasserfall gemacht. Laut Wegweiser: 1,5 Meilen – 45 Minuten. Hab mich schon gewundert, da man in einem anständigen Tempo die Strecke in 25-30 Minuten locker schaffen müsste. Es stellte sich jedoch heraus das der Weg ziemlich steil war, teilweise mit Treppen. Also habe ich tatsächlich 45 Minuten bis dorthin gebraucht, aber es hat sich auch gelohnt. Der Weg dorthin führte durch einen Wald aus Rhododentron-Büschen die teilweise 4-5 Meter hoch waren. Außerdem konnte man unzählige Kolibris sehen. Auf dem Rückweg wählte ich eine andere Route die sich als nicht so steil allerdings als 2,5 Meilen lang heraus stellte. Bei ca 28°C und einer hohen Luftfeuchtigkeit war ich dann am Ende gut durchgeschwitzt. Etwas merkwürdig fand ich dass auf halbem Weg auf einmal in der ferne ein Baum umfiel. Was genau der Auslöser war weiß ich nicht, da man aber keine Säge oder ähnliches hören konnte war das schon etwas suspekt. Zurück am Auto ging es weiter Richtung Mount Mitchell. Die Aussicht von oben ist schon herrlich, leider blockieren leider teilweise Bäume die Sicht. Von da bin ich dann weiter Richtung Norden gefahren, bis zum Julian Price Memorial Park, welcher etwa 70 Meilen entfernt liegt. Dort hatte ich mich im Vorfeld schon über ein paar Campingplätze informiert, aber nicht reserviert. Jedenfalls fand ich schnell einen Platz an einem Campingplatz direkt an einem See den ich gegen 16 Uhr erreichte.

Am Sonntag bin ich dann noch ca. 65 Meilen weiter Richtung Norden gefahren, bis ca.10 Meilen vor der Grenze nach Virginia. Dort bin ich dann vom Blue Ridge Parkway auf den Highway 21 abgebogen und Richtung Osten bis zur I-77 gefahren die dann zurück nach Charlotte führt. Als ich auf dem Hw-21 war und somit wieder von den Bergen runter in normale Höhen kam ist die Außentemperatur innerhalb von 3 Meilen von angenehmen 28°C, die die ganze Zeit in den Bergen waren, auf 38°C angestiegen. Insgesamt war die gesamte Tour genau 1000km lang. Für amerikanische Verhältnisse ist es normal, für europäische natürlich weit.

 

Am Donnerstag bevor ich zu der Tour aufgebrochen bin haben wir einen neuen Mitbewohner bekommen den ich aber bis zum Sonntag noch nicht gesehen hatte. In der Zwischenzeit aber schon. Er ist Franzose, 53 Jahre und lehrt hier an der Uni für 5 Wochen BWL. Außerdem ist er sehr konservativ, hasst Frankreich und findet Merkels Politik gut. Also ich versteh mich mit ihm prima. 😀

Dieses Wochenende ist das 2. Wochenende seit Saisonbeginn dass kein Rennen statt findet. Es ist auch gleichzeitig das letzte rennfreie Wochenende bis zum Ende der Saison. Letzte Woche konnte Kasey Kahne, trotz der Überlegenheit von Hamlin der allerdings beim letzten Stopp 4 anstatt nur 2 Reifen gewechselt hatte und somit zu viel Zeit verlor, den Sieg für uns in New Hampshire einfahren und sich somit vorerst eine Wildcard sichern um auch noch am Chase teilzunehmen. Kurz zur Erklärung: In den ersten 26 Rennen der Saison geht es darum sich für den Chase for the Championchip (dt. Die jagt auf die Meisterschaft) zu qualifizieren. Qualifiziert dafür sind die ersten 10 Fahrer in der Punktewertung nach 26 Rennen. Außerdem können sich noch 2 weitere Fahrer über die Wild-Card qualifizieren. Die Wild-Card bekommen die Fahrer die zwischen dem Punkteplatz 11 und 20 liegen und die meisten Siege vorweisen können. Im Moment sind von uns Ernhardt jr (2.) und Johnson (4.) so gut wie sicher im Chase dabei. Außerdem hat Kahne nun auch eine sehr gute Chance durch eine Wild-Card auch noch am Chase teilzunehmen. Nur für Gordon sieht es im Moment noch schlecht aus, da er noch kein Sieg diese Saison einfahren konnte und nur noch 6 Rennen bis zum Cut verbleiben. Nach dem Cut wird dann die Punktezahl aller Fahrer die um den Chase mitfahren auf 5000 gesetzt. In den letzten 10 Rennen geht es dann direkt um die Meisterschaft, wobei es nicht nur Punkte für den Sieg gibt, sondern jede Führungsrunde zum Beispiel auch noch mal extra Punkte gibt.

Weitere Bilder gibt es hier: July – Independence Day, Trip to the mountains and other stuff

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